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Wie grün ist die E-Mobilität wirklich?

25.05.2022

Elektroautos gelten als sauber und klimafreundlich. Aber stimmt das wirklich? Was aktuelle Studien dazu sagen und welche Rolle der Schweizer Strommix spielt.

In der Schweiz boomen Elektroautos. Schon 14,5 Prozent der neu eingelösten Autos waren im Oktober 2021 rein elektrisch angetrieben – also jeder siebte Personenwagen. Die Europäische Kommission möchte ab 2035 keine neuen Benzin- und Diesel-Autos mehr zulassen. Doch ist die Offensive der E-Autos unter dem Strich überhaupt gut für die Umwelt? Verschiedene internationale Studien haben dies in den vergangenen Jahren infrage gestellt: Die CO2-Bilanz von Elektroautos sei schlecht, insbesondere aufgrund der energieaufwendigen Batterieherstellung.

Vergleichbare Benziner deutlich schlechter fürs Klima
Aktuelle Studien widerlegen diese Befürchtungen. So hat etwa das Paul Scherrer Institut (PSI) im aargauischen Villigen verschiedene Antriebe miteinander verglichen. Die Forscher berücksichtigten für ihre Studie von 2020 auch den Ausstoss, der bei der Herstellung und Entsorgung sämtlicher Komponenten eines Autos anfällt. Also auch jener der Batterien. Das Resultat ist deutlich: «Ein durchschnittlicher Mittelklassewagen kommt in der Schweiz auf knapp 30 Tonnen Treibhausgase bei einer angenommenen Fahrleistung von 200’000 Kilometern», sagt Studienleiter Christian Bauer vom Labor für Energiesystemanalyse des PSI. «Ein vergleichbarer Benziner kommt auf mehr als doppelt so hohe Emissionen.»

CO2-armer Schweizer Strommix
Grund für die deutlich bessere Klimabilanz des Batterieautos ist vor allem der CO2-arme Schweizer Strommix. Ganze 75 Prozent stammen gemäss Bundesamt für Energie aus erneuerbarer Energie – zwei Drittel davon aus Wasserkraft. «Unsere Studie zeigt deutlich, dass Elektroautos auf lange Sicht die nachhaltigste Option sind, insbesondere wenn sie mit Ökostrom betrieben werden», sagt der auf Lebenszyklus- und Nachhaltigkeitsanalysen spezialisierte Wissenschaftler.

Schweiz liegt international vorne
In Deutschland wird heute noch rund die Hälfte des Stroms in Kohle- und Gaskraftwerken erzeugt. Doch selbst dort ist ein Stromer klimafreundlicher als ein vergleichbarer Benziner. Der Vorteil ist jedoch nicht so gross wie in der Schweiz: Statt 30 Tonnen in der Schweiz kommt das gleiche Elektroauto in Deutschland heute auf rund 50 Tonnen Treibhausgasemissionen. Das ist immer noch weniger als bei Diesel- oder Benzin-Autos. Ausserdem gilt: Je höher die Batteriekapazitäten und das Gewicht des Elektrofahrzeugs, desto kleiner fallen die Vorteile aus.

Batterien halten länger als bisher angenommen
Zu einem ähnlichen Ergebnis wie das Paul Scherrer Institut kommen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Hochschule Eindhoven (NL): Elektroautos haben über ihren gesamten Lebenszyklus eine 54 bis 82 Prozent bessere CO2-Bilanz als jeweils ähnliche Benzin- oder Diesel-Fahrzeuge. Die Arbeit zeigt eines deutlich: In älteren Studien verwendete Daten zum Energieverbrauch bei der Batterieherstellung sind falsch oder veraltet. Statt der bisher angenommenen Laufzeiten für Batterien von 150’000 Kilometern kamen die niederländischen Forscher aufgrund empirischer Daten auf eine Laufzeit von mehr als 500’000 Kilometern. In der Studie rechneten sie mit einem vorsichtigen Mittelwert von 250’000 Kilometern.

Noch ein Plus: Der Energieverbrauch und somit auch die Emission von Treibhausgasen in der Batteriezellenproduktion kann mit bereits bekannten Technologien und Verfahren künftig um bis zu 50 Prozent gesenkt werden. Das hält der Think-Tank «Agora Verkehrswende » (Stiftung Mercator und European Climate Foundation) fest. Dies setze aber standardisierte EU-Normen voraus, die Transparenz schaffen und die Vermarktung von grünen Batterien erleichtern würden.

(Quelle: audi.ch)